Frohnbergfest - Dr. Josef Weiß-Cemus

Josef Weiß-Cemus, ein Münchner im Himmel (auf dem Frohnberg).

„Ein Münchner im Himmel“ könnte man meinen, wenn man Dr. Josef Weiß-Cemus auf dem Frohnberg begegnet. Der gebürtige Dürnsrichter läßt es sich nämlich nicht nehmen, fast jedes Jahr aus München zum Frohnberg zu kommen, um dort primär die Abendmessen zu besuchen und seiner Mimik nach zu schließen, ist er dort „richtig selig“.

Im „normalen Leben“ arbeitet der Akademiker federführend bei der Programmplanung in der Direktion des Bayerischen Rundfunks, wenn er nicht gerade in manchen Archiven „versinkt“. Der professionelle Heimat- und Familienforscher hat nämlich bereits eine Dorfchronik seines Heimatortes Dürnsricht und auch vom Nachbarort Iber verfasst und ebenso eine erste Haus- und Hofgeschichte.

Weiß-Cemus nutzt die Frohnbergwoche auch gleich in mehrerlei Hinsicht. Morgens um 6.30 Uhr marschiert er an den Werktagen vom Hof seines Bruders Otto Weiß, wo er jederzeit Quartier beziehen darf, los, um zu Fuß „den Battlberg rauf und runter“ zum Sulzbach-Rosenberger Bahnhof zu gehen. „Einem Schreibtischtäter tut das unendlich gut“, erklärt er. Zwar mache er zweimal die Woche ein Karatetraining, doch meistens schaffe er es nicht zu noch mehr Sport. Mit dem Zug geht es nach Amberg und von dort – natürlich wieder zu Fuß – und gestärkt mit einem Capuccino „beim Bäcker meines Vertrauens“ zum Archiv „am anderen Ende der Stadt“. Bis zum frühen Abend taucht er dann ein in frühere Zeiten. Mit dem Frohnbergbus geht es „zum krönenden Abschluss des Tages“ dann zum Frohnberg und in den abendlichen Gottesdienst. Und so man Bekannte trifft – was meistens der Fall ist – wird auch noch „eingekehrt“. Danach geht er am liebsten wieder zu Fuß nach Dürnsricht zurück.

Begeistert erzählt der „Archivwurm“ von seinen „Ausgrabungen“ im Amberger Staatsarchiv und führt als Beispiel den Schriftverkehr über Katharina Schober aus Iber an. Im Jahr 1860 tat diese vor Zeugen während einer schweren Geburt ein Gelübde und versprach nach Neukirchen-Heilig Blut zu pilgern, wenn sie und das Kind die Geburt glücklich überstehen sollten. Da auch nach Jahren ihre finanziellen Mittel diese Wallfahrt immer noch nicht erlaubten, wandte sie sich an den Ortsgeistlichen um eine Umwandlung ihres Versprechens. Sie fragte nach, ob sie nicht dafür „zweimal zum Frohnberg wallfahrten“ könnte. Da in jener Zeit aber ein Gelübde sehr ernst genommen wurde, wandte sich ihr Seelsorger vorsorglich an den Bischof von Regensburg mit diesem Anliegen, was jener auch prompt positiv beschied.

„Es fasziniert mich, diese Zeitreisen unternehmen zu dürfen, zu erahnen, was die Leute damals fühlten, dachten und wie sie handelten“, erklärt Weiß-Cemus. „Ich lass mich da richtig in deren Zeit fallen!“ setzt er hinzu und „Ich begreife mehr und mehr deren existenzielle Nöte und Sorgen, was bei mir auch sehr viel Dankbarkeit für unser jetziges Leben in so viel Sicherheit auslöst.“

Vom Frohnberg weiß er auch noch von einem größeren Schriftwechsel, den der damalige Volksschulrektor und Organist Oskar Zohner mit der Gemeinde führte. Als nämlich erstmals Parkgebühren auf dem Frohnberg eingeführt wurden, wollten die Parkwächter auch von Zohner diese oft mehrmals täglich kassieren. Für ihn war dies allerdings absolut unverständlich, da er ja „nicht zum Vergnügen, sondern im Dienst“ zum Frohnberg musste. Erst nach manchem Hick-Hack und der Drohung Zohners, dann eben „nicht mehr auf dem Berg zu orgeln“, überreichte man ihm endlich eine Freikarte für alle künftigen Frohnbergfestwochen.

Weiß-Cemus erinnert sich auch noch an die Zeiten, als er mit seinen Eltern „mit dem Fiatl“ die ungeteere steile Straße zum Frohnberg „rauftuckerte“. „Wenn es da stark geregnet hatte, war es gar nicht so selten, dass man hängen blieb, weil Reifen durchdrehten, dass welche stecken blieben und dass man dann durch den Stau nur mit Ach und Krach noch rechtzeitig zum Gottesdienst kam.“ „Für uns Kinder war das aber oft richtig spannend.“ lacht er. Die Gottesdienste damals aber waren für ihn als Kind „unendlich lang“, denn man musste „so lange brav“ sein. Gut, dass das gemeinsame Essen danach als Belohnung lockte. Allerdings war „Bergfestzeit“ nur an den Sonn- und dem Feiertag angesagt. Denn, da seine Eltern eine Landwirtschaft hatten, mussten alle Kinder natürlich unter der Woche in den Ferien auf den Feldern mitarbeiten.

Fragt man den „Weggeheirateten“ nach seinen Konnotationen zum Frohnberg, kommen spontan die Begriffe „Heimat, Kindheitserinnerungen, Religion, Geschichte(n), erste kühle Morgen und Abende, für die man schon eine Weste braucht und doch noch immer das Zirpen der Grillen als Hintergrundmusik“. Ein wenig Bedauern hört man fast heraus, wenn er von der momentanen „Eventkultur auf dem Berg“ spricht, doch offensichtlich bleibt für ihn Berg und Bergfest von bleibender großer Attraktivität.

„Voriges Jahr war ich erstmals nicht zur Wallfahrtswoche da.“ erzählt er. „Ein Freund hatte mich zu meiner ersten Segeltörn eingeladen. Als ich diesen etwas ängstlich fragte, was wohl passieren würde, wenn ich über Bord ginge und nicht mehr auftauchen würde, meinte jener nur lapidar: dann gibt’s einen Eintrag ins Logbuch.“ Da war Josef Weiß-Cemus sternenklar, die nächsten Jahre bin ich wieder „auf dem Berg“ und im Archiv, da gibt es kein Logbuch und „absaufen“ werd‘ ich dort sicher auch nicht.

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